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Sicherheitssignal

Darunter kann man Signale verstehen, welche die Abwesenheit von unangenehmen Situationen ankündigen und stattdessen mit positiven Emotionen wie Freude, guter Laune, Optimismus etc. verknüpft sind.

Ein Beispiel dafür kann der Clicker oder ein anderes Markersignal sein.

Denn da (richtig angewandt) der Clicker mit einer sicheren Lernumgebung, positiven Erlebnissen und generell mit einer positiven Erwartungshaltung verknüpft ist, ist er gleichzeitig mit der Abwesenheit unangenehmer Gefühle verbunden.

Anders und etwas genauer ausgedrückt:

Der Clicker als Beispiel für ein Sicherheitssignal ist mit positiven, angenehmen Gefühlen verknüpft, wobei gegenteilige Emotionen eher gehemmt werden.

 

Ganz vermeiden, ausschließen oder abschalten können wir diese natürlich nicht und auch die Gefühlswelt unserer Hunde können wir nur bedingt beeinflussen. Trotzdem ist der Mechanismus der inhibitorischen klassischen Konditionierung nicht zu verachten, wenn es darum geht, schwierige Situationen zu trainieren.

Inhibitorische klassische Konditionierung

Dieser Mechanismus funktioniert in beide Richtungen.

Stell dir vor, ein Hund verliert angesichts fremder Hunde regelmäßig die Nerven, wenn er von einem Familienmitglied ausgeführt wird. Ist der Hund mit seiner Dogwalkerin unterwegs, zeigt er keinerlei Auffälligkeiten bei Hundebegegnungen und ignoriert diese.

Das bedeutet, dass der Auslöser "fremder Hund" anders belegt ist, wenn die Dogwalkerin dabei ist.

Anders ausgedrückt:

  • Fremder Hund + Familienmitglied = Ausrasten
  • Fremder Hund + Dogwalkerin = weitgehend neutrales Verhalten.

Der Hund zeigt also eine Stressreaktion beim Anblick eines fremden Hundes. Taucht die Dogwalkerin auf, zeigt der Hund diese Stressreaktion nicht. Die Anwesenheit der Dogwalkerin wurde für den Hund also zu einer Art Sicherheitssignal, weshalb die Stressreaktion ausbleibt. 

Denkbar wäre, dass die Dogwalkerin keine Kontakte zu fremden Hunden zulässt und der Hund deshalb gelernt hat, dass er sich in ihrer Anwesenheit nicht um fremde Hunde zu kümmern braucht. 

Das bedeutet also auch, dass nicht nur Objekte oder Situationen Sicherheitssignale sein können, sondern auch Orte und Menschen. Auch Gerüche und andere Wahrnehmungen können Sicherheitssignale sein. Sogar der eigene Mensch kann zum Sicherheitssignal werden. Aber Achtung: Hunde können sehr schnell verinnerlichen, bei wem sie sich sicher fühlen und bauen teilweise auch nur für bestimmte Situationen ein Vertrauensverhältnis auf. Sie sollte aber unbedingt auch andere Strategien erlernen und darin geschult werden, selbständig mit kritischen Situationen umgehen zu können. Denn sonst ist das Leben für diese Hunde immer schwierig, wenn diese Bezugsperson nicht dabei ist.

Sicherheitssignale in der Praxis

Sowohl im alltäglichen Zusammenleben als auch mit gezielten Übungen können Sicherheitssignale aufgebaut werden.

Sicherheitssignale die mir beim Training mit euch und euren Hunden häufig begegnen und die von euch unbewusst etabliert werden sind:

  • Clickertraining: Die Stimmung ist gut, die Hunde werden fair angeleitet und positiv verstärkt, die Korrekturquote geht gegen Null und die gesamte Trainingssituation ist meist mit positiven Emotionen, Erfolgserlebnissen und keinen sozialen Konflikten verknüpft.
  • Gruppenveranstaltungen (z.B. Socialwalk): Da keine Leinenkontakte zugelassen werden und die Gesamtsituation sehr kontrolliert ist, auf gute Stimmung geachtet wird und ein eher niedriges Erregungslevel, verhalten sich unsichere Hunde meist souveräner und stabiler.
  • Hundeplatz: Trotz der Anwesenheit vieler Hunde und Menschen, teilweise unbekannter Objekte und beengten Platzverhältnissen, sichtbaren Begrenzungen und teilweise sogar aufgeregten oder bellenden Hunden, vertrauen die meisten Hunde sehr schnell auf die kontrollierte Situation und können diese bei bester Laune aushalten, obwohl diese in anderen Alltagssituationen stark überfordernd wäre.
  • Transportbox im Auto, Kofferraum etc: Die meisten Hundehaltenden, die ihren Hund regelmäßig im Auto mitnehmen, haben ihrem Hund unbewusst eine starke Erwratungssicherheit mitgegeben: Keine Interaktion während der Fahrt. Die meisten Fahrten führen zu einer angenehmen Situation, dem Spaziergang, sich lösen können etc. Selbst Hunde, die sonst kaum 5 Minuten an einer Stelle warten können, die stark fordern, unruhig und zappelig sind, dösen im Kofferraum und warten geduldig, bis sie raus dürfen. Hunde, die zu Hause unter starkem Trennungsstress leiden, schlafen im Auto seelenruhig, bis ihre Bezugsperon zurück kommt.
  • Dummy oder Futterdummy: Mit dem Dummytraining, dem Tragen, Suchen und Kooperieren verbinden viele Hunde Erfolgserlebnisse, Freude und andere positive Emotionen. Ich kenne einige Hunde, die mit Hilfe des Dummytrainings zum ersten mal U-Bahnhöfe und Bürogebäude betreten haben oder sich ihnen fremden Menschen angenähert haben, was zuvor trotz wochenlangen Trainings nicht geklappt hat.

Es sind also nicht immer nur die ausdrücklich positiven Gefühle, sondern auch oft die klare Erwartungssicherheit, wie bestimmte Situationen ablaufen oder welche Konsequenzen bestimmte Konstellationen ankündigen. Hast du schon einmal bewusst darüber nachgedacht, ob es aus Perspektive deines Hundes Situationen, Orte oder Räume gibt, die er mit der Abwesenheit unangenehmer Gefühle verknüpft hat? 

 

Auch die Leine kann ein Sicherheitssignal sein. Deshalb mag ich es garnicht, wenn an Leinen so viel rumgezerrt wird oder Halsband oder Geschirr für den Hund ungeeignet oder unbequem sind. Umgekehrt ist es eine tolle Voraussetzung für einen entspannten Spaziergang, wenn der Leinenraum für deinen Hund eine Art Sicherheitszone ist: "Hier ist die Stimmung angenehm, eher ruhig und mir passiert nichts unangenehmes, schmerzhaftes oder beängstigendes".

 

Im Training mit Hunden, die starke Unsicherheit oder Aggressivität zeigen kann es hilfreich sein, gezielt solche Sicherheitssignale einzusetzen. Denn in Anwesenheit des Sicherheitssignals gehen die meisten Hunde viel optimistischer in eine Situation, sind lernbereiter und ansprechbarer.

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